Urologische Vorsorgeuntersuchung
Allgemein
Urologische Tumorerkrankungen sind vor allem bei Männern eine der häufigsten bösartigen Erkrankungen. Die Behandlung von urologischen Tumoren ist ein wesentlicher Aspekt in der Urologie und stellt auch einen Schwerpunkt der Arbeit in unserer Praxis dar.
Es gibt nur wenige Symptome, die frühzeitig an einen Tumor im urologischen Bereich denken lassen und zu oft wird ein Tumor erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt, wenn eine Behandlung nur noch als umfangreiche Operation oder nicht mehr mit dem Ziel einer kompletten Heilung durchzuführen ist.
Aus diesem Grund enthält der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung Maßnahmen für Gesunde zur Früherkennung von bösartigen Tumoren, auch im urologischen Bereich. Dazu gehören die Besprechung der Krankheitsgeschichte mit eventuellen Risikofaktoren (Anamnese), das Abtasten des äußeren Genitalbereiches und der umgebenden Lymphknoten, das Abtasten der Prostata und ein Test auf Blut im Stuhl (iFOB).
Allerdings werden mit dieser „Basisvorsorge” immer noch die meisten urologischen Tumore übersehen oder zu spät entdeckt. So werden z.B. mit der alleinigen Prostatauntersuchung nur ca. 10-15% aller Prostatakarzinome in einem Frühstadium erkannt. Es wurden mittlerweile aber eine Reihe von Tests und Untersuchungen etabliert, die die Früherkennungsrate deutlich steigern können, aber nicht von der Krankenkasse bezahlt, sondern als sogenannte „IGEL” (individuelle Gesundheitsleistungen) vom Patienten auf Grundlage der Gebührenordnung für Ärzte selbst bezahlt werden müssen. Auf diese soll im Folgenden genauer eingegangen werden.
Prostatakarzinom
In Deutschland erkranken etwa 70.000 Männer jährlich an einem Prostatakarzinom und 11000 sterben jährlich an den Folgen dieses Krebses. Weltweit steigt die Zunahme der Erkrankungshäufigkeit (Inzidenz) um 3 Prozent pro Jahr an, wobei ab dem 60. Lebensjahr ein exponentieller Anstieg eintritt.
Leider gibt es keine Frühsymptome für ein Prostatakarzinom.
Ab dem 45. Lebensjahr (bei Verwandten ersten Grades mit einem Prostatakarzinom ab dem 40. Lebensjahr) stellt die regelmäßige Messung des PSA (Prostata-spezifisches Antigen)- Wertes eine effektive Früherkennungsmöglichkeit dar.
Leider ist der PSA-Test oft recht unspezifisch, erhöhte Werte finden sich auch bei der gutartigen Prostatavergrößerung und bei entzündlichen Veränderungen der Prostata. Im Bereich von 4-10 ng/ml ergibt die Prostatabiopsie in nur ca. 30% ein Prostatakarzinom. Die Bestimmung von Unterformen des PSA (z.B. freies PSA, oder des 2-pro-PSA mit daraus berechnetem pHi- Wert (prostate health index) kann eine genauere Eingrenzung ermöglichen
Bei Verdacht auf ein Prostatakarzinom kann zunächst ein spezielles (multimodales) MRT der Prostata veranlasst werden, um darauf folgend eine gezielte Biopsie (Probenahme) durchzuführen.
Blasenkarzinom
Das Harnblasenkarzinom ist nach dem Prostatakrebs der zweithäufigste Tumor im Urogenitalbereich, er macht rund 3 Prozent aller bösartigen Erkrankungen aus und ist beim Mann der fünft-und bei der Frau der sieben häufigste Tumor. Ca. 28000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland an dieser bösartigen Erkrankung. Obwohl die Mehrzahl der Blasentumore in einem oberflächlichen Stadium auftritt, sind etwa 20% bei der Diagnose schon fortgeschritten, obwohl die Patienten bis dahin keine Beschwerden hatten. Besonders Raucher und Menschen, die beruflich bestimmten Chemikalien ausgesetzt sind, haben ein bis zu 4-fach erhöhtes Risiko. Durch eine frühzeitige Erkennung können Blasentumore in einem heilbaren Stadium behandelt werden.
Zur erweiterten Vorsorge von Blasentumoren gehören die mikroskopische Urinuntersuchung (Zytologie), Ultraschall der Blase, sowie die Urinanalyse auf bestimmte Marker, z.B BTA, NMP22 u.a.
Hodenkarzinom
Etwa 2500 junge Männer in Deutschland erkranken jährlich an einem bösartigen Hodentumor. Obwohl Hodenkrebs nur rund 1 Prozent aller bösartigen Erkrankungen von Männern ausmacht, ist er im Alter von 20 bis 34 Jahren die häufigste Tumorerkrankung.
Die Therapie von Hodenkrebs ist in den letzten Jahren ständig vielschichtiger und besser geworden. Anders als bei vielen anderen Tumoren gibt es bereits sehr gut wirkende Therapiestrategien. Die Behandlung kann weniger aggressiv sein, ohne die Effizienz zu gefährden. Bei optimal abgestimmter Therapie sind Hodentumore heute in bis zu 98 Prozent der Fälle heilbar.
Die Vorsorge beim Hodentumor besteht in der Selbstabtastung der Hoden, spezielle Tests sind hier nicht notwendig. Die weitere Abklärung bei Verdacht auf einen Hodentumor besteht in der Ultraschalluntersuchung der Hoden und der Bestimmung der Hodentumormarker (AFP, Beta-HCG, PLAP, LDH) im Blut.
Nierenkarzinom
Ca. 3 Prozent aller auftretenden Karzinome sind Nierenzellkarzinome. Männer erkranken ungefähr doppelt so häufig an einem Nierenkarzinom wie Frauen. Nierenzellkarzinome treten am häufigsten im 5. und 6. Lebensjahrzehnt auf.
Prinzipiell sind das nicht metastasierte und das metastasierte Nierenzellkarzinom zu unterscheiden. Bei etwa einem Drittel der Patienten wird bei der Erstdiagnose des Primärtumors in der Niere bereits eine Lymphknoten- oder Fernabsiedlung von Tumorzellen festgestellt. Bei rund 50 Prozent der operierten Patienten tritt im weiteren Verlauf der Tumorerkrankung eine Metastasierung auf.
Das Nierenzellkarzinom wird auch als „Chamäleon“ in der Medizin bezeichnet, weil es sich in einer Vielzahl verschiedener Symptome äußert. Blut im Urin ist ein Hinweis, Leberfunktionsstörungen, Anämie und Nachtschweiß weisen indirekt auf die Erkrankung hin. Durch die breitere Anwendung des Ultraschalls werden Nierentumore heute häufig als Zufallsbefund diagnostiziert. In diesen meist früheren Stadien haben sie noch keine Symptome ausgelöst und würden für den Patienten unbemerkt bleiben.